„Ein jeder sieht, was er im Herzen trägt.“ Johann Wolfgang von Goethe – Was auf einem Kärtchen im Flow-Magazin geschrieben stand, hat mich auf meiner Reise durch die Welt begleitet und mir riesengroße Aha-Momente beschert. Vom negative Gedanken machen – und wie unser Herz alles verändern kann.
Inhaltsverzeichnis:
- Gefangen im Gedankenstrudel – mein Aha-Moment auf Reisen
- Negative Gedanken machen – die Ursachen und was hilft
- Negative Gedanken machen stoppen – Hast du Lust, etwas zu verändern? (Tipps)
- Meine Buchempfehlungen zum Thema
Gefangen im Gedankenstrudel – mein Aha-Moment auf Reisen
Am Anfang meiner großen Reise lag ich in einem wunderschönen Baumhaus in Thailand. Die Tropenluft wehte warm durch die Balkontür, die Gardinen schwebten und ließen Platz für Sterne, die funkelten und funkelten. Ganz weit weg, zu weit.
Eine knappe Woche waren wir bereits unterwegs und bereisten das Land, dem ein Teil meines Herzens gehörte. Das Land, in dem unser Traum von der Weltreise entstand. (Hier auf Ferndurst nachlesen.)
Für diesen Traum hatte ich gekündigt, war durch einen Sumpf aus Zweifel und Veränderungsschmerz gewatet, hatte all die Sicherheiten aufgegeben hatten, die noch vor Jahren ein großes Stück meiner Welt waren.
Jetzt war ich da, wo ich so lange hinwollte. Aber angekommen war ich nicht.
Ich dachte an meine Wohnung, Freunde, die Familien, an meine Klamotten, an gutes deutsches Brot, meinen Lebenslauf und den letzten Job. An Routinen Zuhause, an Filmabende, an Geld …
An all das, was ich in meinen Augen verloren hatte.
Und vor Ort sah ich nur den Müll, hörte den Lärm, sah den Smog und all die Wolken. Nur die Sterne, die sah ich nicht.
So hatte ich mir das irgendwie nicht vorgestellt
Je tiefer die Nacht, desto wacher wurde ich und übertraf mich selbst im negative Gedanken machen. Ich begann, die Weltreise in Frage zu stellen, an meinen Träumen zu zweifeln, warf mir vor, all das Tolle Zuhause nicht ausreichend geschätzt und zelebriert zu haben – und der Druck wurde stärker.
Das Einzige, was mir meiner Meinung nach half, aus diesen negativen Gedanken wieder herauszukommen, war: Ausharren. Zumindest bis wir da oder da sind. Zum Beispiel am Strand, ja, am Strand, dann wird alles ganz wunderbar.
Stopp mal: Wann bin ich eigentlich am Ziel?
Als ich Zuhause war, wollte ich in Thailand sein. Und jetzt, wo ich in Thailand bin, wollte ich wieder zu Hause sein??
In diesem Moment wurde mir bewusst: Wenn ich mich immer nach etwas sehne, was in der Zukunft liegt und dann, wenn es da ist, mich wieder in der Vergangenheit verliere, werde ich niemals glücklich werden. Im Gegenteil.
So wird unglaublich viel Zeit meines Lebens kontinuierlich an mir vorbeirasen – und mit ihr Momente und Erlebnisse, die mich hätten berühren können.
Hätten.
Im Grunde wollte ich, dass das Reisen mein schwieriges Gefühl durch pures Glück ersetzt. Doch ich hatte vergessen, dass ich ganz allein für mein Glück verantwortlich bin.
Nicht meine Bezugspersonen, nicht die äußeren Faktoren, nicht das Setting.
Es könnte alles noch so perfekt sein, wenn wir in der Vergangenheit oder der Zukunft umherschwirren, uns verurteilen und nicht akzeptieren und wertschätzen, was gerade ist, werden wir das Paradies doch nie sehen können.
Wir werden uns immer wieder negative Gedanken machen und vor allem niemals zufrieden sein, selbst wenn wir „alles haben“.
Es wird immer etwas fehlen
Ist die Gegend nicht ganz so traumhaft, das Essen nicht unfassbar lecker, kommen sie plötzlich wieder, die negativen Gedanken. Vielleicht nur ganz kurz, nicht mal richtig greifbar, doch sie legen sich mit gewaltiger Kraft über die Augen, das Herz und werfen dunkle Schatten auf den Weg, den wir gerade vorhatten zu gehen.
In diesem Moment vergeht der Augenblick, ohne dass wir ihn bemerken und mit ihm all das Unbesondere, das vieles so besonders macht. Vertrieben vom sehnlichen Wunsch, dass das Negative weg muss. Sofort.
Also schnell los, raus, hilf mir Urlaub, hilf mir Partner, hilf mir Internet. Schieb bloß alles weg. Nur Ruhe möchte ich. Und wenn alles ruhig ist, was kommt dann?
Hallo JETZT
Ich schlüpfe unter unserem Moskitonetz nach draußen, schlich auf den Balkon und schwang mich die selbst gezimmerte Treppe hinunter, spürte das Holz unter meinen nackten Füßen, den warmen Wind auf meiner Haut, sah die Sterne funkeln und atmete die schwere Tropenluft ein. Finally.
Ich dachte:
„All die Veränderungen wollen erst einmal verdaut werden. Das ist verständlich. Aber: Alltag wird wiederkommen, Zuhause, all das was mir wirklich viel bedeutet. Nichts ist verloren. Alle Erfahrungen bleiben immer da. Doch Jetzt ist jetzt, Gestern war Gestern und Morgen ist Morgen.“
Zum ersten Mal, seitdem wir in den Flieger nach Bangkok gestiegen waren, fühlte ich mich leicht. Nicht weil alles um mich herum „perfekt“ war, sondern weil ich die Verantwortung für meine Gedanken- und Gefühlswelt übernommen hatte.
Weil ich mir mit Mitgefühl und Verständnis begegnete, anstatt mir Vorwürfe zu machen, weil ich von Erwartungen los ließ und mir nicht einredete, dass alles JEDERZEIT toll sein müsste.
Es gibt keinen Plan, der vorschreibt, wie man denken, fühlen und handeln müsste.
In diesem Augenblick beschloss ich, im Jetzt zu leben und Situationen so zu nehmen, wie sie kommen – ob positiv oder negativ.
Denn: You only live once – in guten wie in schlechten Zeiten
Es ist toll, etwas zu verändern, wenn unser Herz ruft, aber das bedeutet nicht, dass wir in unserer aktuellen Situation nur noch ausharren müssten.
Es geht nicht darum, bestimmte Ziele zu erreichen, bis irgendwann alles super ist.
Die Wahrheit ist: Wir werden nie vollends ankommen. Unser ganzes Leben ist ein Weg, auf dem jeder unserer Schritte wichtig ist, auch wenn er wackelt.
Es geht darum, man selbst zu sein. In jedem Moment. Mit offenen Augen und offenem Herzen.
Nur dann leben wir.
Nur dann können Tiefpunkte zu Höhepunkte werden. Nur dann können wir wachsen.
Und wisst ihr was? Ich lebe im Jetzt.
Zwar nicht immer, aber immer öfter. Und eher früher als später. Und das finde ich ziemlich großartig!
Was dahinter steckt, verrate ich euch jetzt:
Negative Gedanken machen – die Ursachen und was hilft
Dafür muss ich kurz ausholen und euch zeigen, was in unseren Köpfen so passiert. Denn das ist gar nicht mal so trivial (wer hätte das gedacht^^):
Wenn wir glücklich und zufrieden durch die Welt gehen, fühlt sich alles leicht und machbar an.
Dann schenken uns fremde Menschen auf der Straße ein Lächeln, das Essen in der Mittagspause schmeckt richtig gut und selbst das Nieselwetter am Abend stört kaum.
Aber machen wir uns nichts vor, es kommen die besagten Tage, an denen wir mit dem falschen Fuß aufstehen, die Hormone auf Chaos programmiert sind, wir uns krank fühlen oder uns etwas belastet.
Oder es ist Montag.
Tage, an denen viel zu viel schief läuft und wir uns negative Gedanken machen.
Ein Mann rempelt uns gleich morgens an. (Arsch!) Das Mittagessen schmeckt kacke. (Und war dazu noch sauteuer!) UND WIESO REGNET ES ÜBERHAUPT IN EINER TOUR???
Wo ist die Leichtigkeit geblieben?
Die Wahrheit ist: Sie ist da, ist sie immer. Es gibt nicht nur Gut oder Schlecht, Super oder Kacke. Sondern alles. Gleichzeitig.
Die Frage ist, wie wir auf bestimmte Situationen, Gedanken oder Gefühle reagieren und diese bewerten.
Wenn wir gut gelaunt sind, begegnen wir anderen Menschen – und uns selbst – freundlicher. Wir beharren nicht auf unserer Meinung, lassen locker und handeln aus Empathie heraus, selbst wenn jemand nicht nett ist.
Unser Mittagessen vergleichen wir nicht mit Gestern oder dem Gericht vom Nebenmann, sondern genießen das, was vor uns steht.
Und das Nieselwetter? Das bedeutet, dass wir uns gemütlich ins Bett oder in die Badewanne kuscheln können.
An guten Tagen bewerten wir die Dinge also positiv? Ja und Nein. Ich denke, wir bewerten sie gar nicht, sondern sind offen für den Moment und richten unsere Aufmerksamkeit auf das, was uns und anderen gut tut.
Worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, wächst
An sich stellen negative Gedanken noch nicht das Problem dar. Hochs und Tiefs kommen und gehen. Wir können sie weder festhalten noch fernhalten. Negative Gedanken und Emotionen sind sogar sehr wichtig, weil sie uns warnen und vor etwas Üblem schützen können – und ohne sie auch all die wunderschönen Momente nicht schätzen könnten.
Die Betonung liegt auf Können.
Leider tendieren wir in Zeiten des Mangels dazu, negativen Gedanken viel Raum zu geben oder sie komplett zu unterdrücken.
Die Erklärung dafür finden wir in der Natur: Wir wollen überleben. Gefahren muss sich das Gehirn also besser merken, so die Wirtschaftswoche.
Wo ist der Mangel?
Allerdings sind wir heutzutage nur selten in einem wirklich bedrohlichen Mangelzustand. Doch weil wir auf Prinzipien herumreiten, auf unser Recht beharren oder an uns zweifeln, Schuldige suchen, immer neuen Zielen hinterherjagen und gleichzeitig nie ankommen, erschaffen wir uns selbst eine permanente Umgebung aus Unvollkommenheit und Unzufriedenheit.
Viele Situationen bewerten wir deshalb negativ, manchmal sogar schon, bevor sie eingetreten sind.
„Das wird eh richtig ätzend.“
Dadurch schränken wir unsere Perspektive ein. Denn nur positive Gefühle öffnen unser Herz und weiten unseren Blick.
Je öfter wir uns negative Gedanken machen und diese wiederholen, desto stärker konzentrieren wir uns darauf und umso dunkler wird der Tunnelblick. Unser Gehirn bekommt das Signal, dass wir vor einem riesengroßen Problem stehen. Und der Abwärtsstrudel beginnt – wenn wir nicht schon mittendrin sind.
Das Schlimme: Dadurch dass wir uns einzig und allein auf das Schlechte konzentrieren, erschaffen wir eine eng gebaute Parallel-Welt, in der all das Gute, all die Möglichkeiten verschluckt werden – und damit unsere negativen Gedanken bestätigt:
Zum Beispiel: Wenn wir glauben, dass ein Workshop sehr nervig und langweilig wird, wird er das garantiert auch, weil wir uns vor dem echten Erlebnis verschließen.
Oder wenn wir denken, dass wir nicht genug schaffen, setzen wir uns unter Druck. Das schränkt unsere Leistungsfähigkeit ein und wir werden letztlich wahrscheinlich wirklich nicht genug schaffen.
Ein Teufelskreis.
Wie kommen wir da raus?
Ich könnte empfehlen, in dieser Situation zu sagen, dass alles toll ist. Versuch´s mal: „Ich fühle mich kacke. Cool!“
Nein, das wird nicht funktionieren. Und wir müssen auch nicht lügen, um uns aus den negativen Gedanken zu helfen.
Im Gegenteil.
Es würde erst einmal schon reichen, wenn wir akzeptieren, was ist. Auch einen schlechten Tag. Und uns gerade dann das geben, was gut tut.
Druck rausnehmen zum Beispiel, einen Spaziergang machen, Seele und Gesundheit pflegen, sich einem belastenden Gefühl behutsam nähern, herausfinden, was bedrückt, mehr Nein sagen oder auch einfach mal Ja.
Dann konzentrieren wir uns automatisch auf das Gute, unser Fokus wird wieder weiter, wir schaffen Raum für Kreativität und Leichtigkeit. Die negativen Gedanken treten in den Hintergrund.
Gelernt haben wir aber:
- Einsatz zeigen.
- Auf keinen Fall krank sein.
- Sich nicht beschweren.
- Sowieso die/der Beste sein.
Und bei alledem: Immer schön lächeln.
Deshalb machen wir in Tiefphasen viel zu oft das Gegenteil von dem, was uns helfen könnte, schauen destruktive Serien, zwängen uns in Rollen, laden uns noch mehr Termine auf, verurteilen uns für das, was wir fühlen – und alles wird schlimmer.
Nach wenigen Wochen oder Monaten stehen wir vor demselben Problem und die negativen Gedanken rasen. Vielleicht hat die Situation ein anderes Gewand, doch der Treiber dahinter ist wahrscheinlich derselbe:
Wenig Mitgefühl für uns selbst und andere – und das Warten darauf, dass uns jemand oder etwas aus dieser Situation heraus hilft.
Nur leider wird sich ohne unsere Mithilfe nichts verändern.
Negative Gedanken machen stoppen – Hast du Lust, etwas zu verändern?
SOS-Tipps:
In schwierigen Situationen ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich Gefühle und Gedanken nicht dahaben will, auf meiner (negativen) Meinung beharre oder denke, durchhalten zu müssen, bis das Wochenende kommt, oder die nächste Reise, oder ein Tag, an dem alles toll ist, oder oder …
Dann erinnere ich mich an meinen Moment in Thailand, bewege mich bewusst aus der Haltung des Opfers heraus, („Die Welt ist gegen mich und ich kann nichts machen“), zoome ins große Ganze und frage mich:
- Ist es möglich, diese Situation, die mir nicht behagt, so zu nehmen, wie sie kommt? Ohne Erwartungen, ohne Druck oder Vorwürfe – mir selbst und anderen gegenüber?
- Was kann ich jetzt ändern, damit es MIR gut geht – und wenn es noch so klein ist?
- Muss ich wirklich warten, bis ein bestimmter Zeitpunkt gekommen ist – oder kann ich heute schon anfangen, etwas zu bewegen, für mich und andere?
5 Schritte für dich:
- Akzeptiere erst einmal das, was in dir wirbelt, atme durch und konzentriere mich auf den Moment und die Umgebung. (Dabei hilft mir Yoga und Meditation.)
- Tue dir wirklich etwas Gutes und gib dich voll rein: Ich spüre dann den Wind oder die Sonne oder den Regen. Ich schmecke den Kaffee oder den Kuchen. Ich fühle das weiche Bett und rieche die frisch gewaschene Wäsche – du verlässt damit den negativen Fokus und schaffst Platz für gute Gefühle.
- Befreie dich mehr und mehr von Erwartungen an dich selbst – wir können nicht alles schaffen. Und müssen es auch gar nicht. Und wenn andere riesengroße Erwartungen an dich hegen: rede mit ihnen oder ziehe dich zurück, wenn du kannst, um dich denen zuzuwenden, die dir ein gutes Gefühl geben.
- Streiche all die Dinge von deiner Agenda, die dich unglücklich machen oder dir noch mehr negative Gedanken verschaffen, z. B. eine Freundin, die dich nie versteht, ein Sport, der dich nervt, und verbringe mehr Zeit mit dem, was dir Freude macht. Erinnere dich daran, dass das dein Leben ist.
- Wechsle die Perspektive und frage dich: Kann ich diese ungerechte/schmerzende/verletzende Situation von einer ganz anderen Seite betrachten? Wie wäre es, wenn ich die Gründe der anderen Person versuche zu verstehen? Vielleicht hatte der- oder diejenige einfach einen sehr schlechten Tag? In den seltensten Fällen wollen uns Menschen wirklich etwas böses. Oder: Ist es mir möglich, mich zu fragen, ob die Lösung einer Ungerechtigkeit wirklich essentiell wichtig für mich ist („echter“ Mangelzustand) oder wäre es vielleicht an der Zeit, Frieden zu schließen (z. B. Miete wurde nicht bezahlt)?
Natürlich ist manches, das uns widerfährt, unfair, gemein oder gehört sich schlichtweg nicht … Doch wenn wir das nicht irgendwann ziehen lassen, wird es zu dem Einzigen, was wir sehen.
Und wenn du magst: Let´s get deeper – 5 Fragen für dich:
1. Wann und wie lenke ich mich ab?
Wenn wir uns zu viele Gedanken machen, gestresst sind oder einen Kloß im Hals oder Bauch fühlen, greifen wir gern zum Smartphone, verlieren uns im Facebook-Newsfeed oder in der Instagram-Traumwelt, schauen Netflix als Marathon und schieben so alle Gefühle von uns weg.
Klar, dass Gehirn setzt auf Abwehrmechanismen und begibt sich auf die Suche nach schnellen, guten Gefühlen.
Doch dadurch wird es langfristig nicht besser, sondern staut sich auf. Vielleicht kommen Schlafprobleme dazu, manchmal auch ein großes Tief.
Der erste Schritt heißt also: Nicht ablenken!
2. Negative Gedanken machen – was kehrt immer wieder?
Im Laufe unseres Lebens haben wir viele Erfahrungen gemacht und auch Verletzungen erlitten. Manches haben wir vielleicht noch nicht verarbeitet.
Genau dann genügt ein bestimmtes Wort oder ein Blick und wir fühlen uns zurückversetzt, reagieren mit Wut oder Enttäuschung, machen uns viel zu viele Gedanken, weil es noch immer schmerzt und wir uns über Ursache und Wirkung gar nicht bewusst sind.
Doch Fakt ist: Negatives wird uns auch in Zukunft widerfahren, leider. Je eher wir also erkennen, wie wir auf Bestimmtes reagieren, desto schneller können wir in zukünftigen Situationen aus dem negativen Gedanken machen ausbrechen.
(Hinweis: Falls ihr das Gefühl habt, dass ihr unter einem Trauma leidet oder eine psychische Krankheit, sucht bitte einen Arzt auf.)
Schreib auf, was dich beschäftigt und schaut, ob du Muster erkennst:
- Gibt es immer einen Menschen oder eine Situation, die/der dich aufregt?
- Fühlst du dich in irgendeiner Situation gefangen?
- Wann/wie oft/warum denkst du, dass jemand gegen dich ist – und wie gehst du damit um?
- Hast du oft das Gefühl, dich kümmern zu müssen (und wirfst du dir das vielleicht sogar selbst und gleichzeitig anderen Menschen vor)?
- Fühlst du dich immer wieder abgewiesen oder angegriffen? Wann, von wem und warum? Gibt es Parallelen?
- Vergleichst du dich viel mit anderen Menschen? Warum/Wann?
Wichtig: Mach dir keine Vorwürfe! Wirklich jeder Mensch hat diese Gedanken. Nur die wenigsten sprechen offen darüber.
Tipp: Ich habe übrigens das Stimmungstagebuch für mich entdeckt.Auf einem Graph zeichne ich auf der X-Achse die Wochentage ein und ergänze auf der Y-Achste eine Stimmungsskala von 1-5. Jeden Abend kreuze ich meine Stimmung an und schreibe dazu, warum sie gut/mittel/kacke war. Dann kann ich Monat für Monat Ursachen und Wirkungen gut vergleichen.
Objektiv betrachtet ist der Auslöser oft unterschiedlich – aber findest du doch Gemeinsamkeiten, zwischen den Zeilen? Vielleicht ist der Gedankentunnel hormonell bedingt und du musst überhaupt keinen „Schuldigen“ finden, sondern dir einfach mit Geduld begegnen und das geben, was du brauchst (Kein Stress, Tee, Wärmflasche, dein Lieblingsessen oder der Kneipenabend mit der besten Freundin)?
Für mich ist Bewusstsein über Ursachen und die Akzeptanz ein erster, wichtiger Schritt hin zur Änderung.
3. Kann ich wirklich nichts ändern?
Ihr wisst, was euch zu schaffen macht und habt es ein bisschen entzerrt? Das ist super.
Ihr seid schon einen großen Schritt aus der destruktiven Opferrolle herausgetreten und habt große Verantwortung übernommen. Vielleicht habt ihr sogar schon an der einen oder anderen Stelle erkannt, dass ihr selbst vielleicht auch nicht optimal gehandelt habt?
Gut. Niemand ist perfekt. Und niemand braucht sich in Schuld zu grämen, wenn er sich vielleicht mal im Ton vergriffen hat oder nicht völlig selbstlos alle Aufgaben übernommen hat.
Die Frage ist: Können wir diesen Moment akzeptieren, ohne uns zu verurteilen? Können wir anderen gegenüber kommunizieren, warum wir gerade in dieser Weise reagiert haben oder bestimmte Entscheidungen treffen – ohne Vorwürfe?
Denn: andere Menschen könnt ihr nicht ändern. Wirklich nicht. Nicht mal ein bisschen.
Ihr könntet:
- einer Person konstruktiv sagen, wie ihr euch fühlt (aber nicht erwarten, dass die Person das versteht oder gar ändert)
- und/oder ihr traut euch, darüber nachzudenken, ob ihr locker lassen oder verzeihen könnt
- und/oder ihr packt die Sachen selbst an, die ihr vom anderen erwartet.
Ich bin im Zweifel immer für eine Kombination, mit Start bei Letzterem.
Beispiel Beziehung:
Ihr seid wütend auf euren Partner, weil es irgendwie nicht läuft. Ihr macht euch Gedanken, zweifelt an der Beziehung, fragt euch, wann er eigentlich das letzte Mal etwas Tolles für euch gemacht hat, bekommt Angst, verschließt euch … Fakt ist: So wird es garantiert nicht besser.
Ein „klärendes“ Gespräch würde sich jetzt wahrscheinlich zu einem Vorwurf-Monolog entwickeln. Resultat: Der andere fühlt sich angegriffen und zieht sich zurück.
Und vielleicht ist es ja nicht nur der Partner, der ein paar Dinge in der letzten Zeit schleifen lassen hat?
Mein Tipp: Gebt den negativen Gedanken nicht zu viel Raum, sondern packt es an: Macht ein Date aus, ganz ohne Vorwürfe – und unternehmt etwas, was euch gut tut. Und dann versucht ganz bewusst alte, negative Geschichten, Erwartungen, Haushalt- oder Alltagszeug hinter euch zu lassen und interessiert euch füreinander – lacht, liebt, lebt. Im Moment.
Hinweis: Es geht es nicht darum, eine verkorkste Beziehung zu retten oder schlimme Fehlgänge deines Partners auf deine Kappe zu nehmen. Es geht um die normalen Aufs und Abs einer (langjährigen) Beziehung.
Beispiel: Situationen, die (scheinbar) außerhalb der eigenen Macht liegen
Damit meine ich alle Verpflichtungen, die euch nicht gut tun, bei denen ihr aber das Gefühl habt, keine Wahl zu haben.
Hier stellt sich die Frage: Wird wirklich so viel von euch erwartet bzw. wurde diese Erwartung klar kommuniziert? Oder zwingt ihr euch vielleicht ganz unterbewusst selbst zu gewissen Verpflichtungen?
Um das zu ändern, muss man nicht gleich den Job kündigen oder der Familie Lebewohl sagen, sondern kann z. B. mit dem Chef sprechen, sich aus Familienpflichten einmal selbstbewusst und mitfühlend herausziehen etc.
Viele von uns haben jedoch Angst, dadurch anderen Menschen vor den Kopf stoßen. Meine Erfahrung ist: Wenn wir klar kommunizieren, was unsere Beweggründe sind, wird niemand böse sein, sondern uns sogar für die Ehrlichkeit danken – und vielleicht auch ein bisschen mehr auf sich acht geben.
Dabei hilft es, sich immer wieder bewusst zu machen, dass wir nicht alles gleichzeitig machen können: Wir können nicht mehr Geld verdienen, wenn wir nicht bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen. Wir können nicht lernen Nein zu sagen, wenn wir immer Ja sagen. Wir können nicht weiter ziehen, wenn wir nicht loslassen. Manchmal müssen wir uns einfach entscheiden.
Wäge doch einmal die Vor- und Nachteile einer bestimmten Entscheidung für dich ab: Was ist dir wichtig? Womit wirst du wirklich glücklich? Dabei hilft dir vor allem dein Bauchgefühl. →Mehr dazu: Auf deine Intuition vertrauen
“You can have it all. Just not all at once.” ― Oprah Winfrey
4. Wie reagiere ich auf schwierige Situationen?
Oft ist es gar nicht die Situation selbst, die uns zu schaffen macht, sondern wie wir mit dieser umgehen, z. B.:
- wir bereuen,
- werfen vor,
- verlieren uns im „Hätte“,
- ziehen uns komplett zurück,
- fragen uns, „warum immer die anderen und nie wir – oder immer wir und nie die anderen“,
- zwingen uns zu etwas, was wir absolut nicht wollen (und vielleicht auch niemand erwartet),
- legen Menschen Worte in den Mund, die sie vielleicht sagen könnten oder Dinge, die sie vielleicht tun könnten – und verwehren uns selbst und auch den anderen die Chance, sich verändern zu dürfen,
- rebellieren, wenn wir unsere Komfortzone verlassen, suchen einen Schuldigen, machen uns Vorwürfe, nicht gelassener zu sein und bauen Mauern um unser Herz. Und lassen uns dabei nicht die Möglichkeit, diese Erfahrung wirklich zu machen, von ihr zu lernen, mit ihr zu wachsen und uns vielleicht sogar beflügelt zu werden,
- erlauben uns bestimmte Gedanken, Gefühle oder Taten nicht,
- konzentrieren uns auf ein negatives Detail und sehen nicht mehr die schönen Dinge und lieben Menschen, die uns umgeben.
Wenn wir so weiter denken, werden wir immer das Opfer bleiben und in einer Welt leben, die ständig gegen uns zu arbeiten scheint.
Und ja, am Ende sind wir Menschen mit vielschichtigen Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen. Jeder hat seine guten und schlechten Tage, Sorgen und Nöte. Es wird niemals alles rosarot sein. Doch gleichzeitig ist da noch so viel mehr, das alles verändern kann, wenn wir wollen:
5. Kann ich mein Herz für all das Gute öffnen, akzeptieren, was gerade ist, vertrauen, auf das, was wird und einen kleinen Schritt in die Richtung gehen, die mir wichtig ist?
Damit hilfst du nicht nur dir selbst. Denn:
Wusstet ihr, dass wir dazu neigen, das Verhalten anderer zu spiegeln? Dafür sind spezielle Nervenzellen im Gehirn verantwortlich, die Spiegelneuronen, so die Hirnforschung. Diese machen uns zu emphatischen Wesen und stecken uns mit dem Gefühl des anderen „an“ – ob Leid, Schmerz oder Freude. Wir teilen.
Das heißt: Sind wir wütend, werden es häufig auch andere. Reagieren wir verletzend, tun das auch andere.
Doch wir können lernen, inne zu halten und Ärger nicht mit Ärger zu spiegeln, Unruhe nicht mit Unruhe und Hoffnungslosigkeit nicht mit Hoffnungslosigkeit.
Wir haben die Chance, uns anders zu entscheiden.
Mit jeder Reaktion aus Empathie heraus, mit jedem Lächeln, jeder Umarmung und jeder Tat aus Liebe, Vertrauen und Verzeihen können wir unsere Welt ein Stück mehr zu einem Ort machen, an dem jeder Mensch akzeptiert wird, wie er ist.
Mit jedem Schritt setzen wir ein Zeichen. Für uns selbst, unsere Gedanken und auch für unsere Mitmenschen. Weil: You see in the world, what you have in your heart.
Chapeau, Goehte.
„Jeder Mensch ist der Schöpfer seiner eigenen Welt. Einer Welt, die kein anderer so sieht und kennt wie er. Er kann sie mit anderen teilen oder sich verschließen. (…) Wie gestalte ich meine Welt, wie begegne ich den Menschen, mit denen ich sie teile, wie behandele ich die Geschöpfe, die sie bewohnen?“ Zeitschrift Happinez, Dezember 2017
Puh, der Artikel war lang und ich könnte stundenlang weiter schreiben. Doch jetzt freue ich mich erst einmal total auf eure Erlebnisse und Gedanken zu dem Thema. 🙂
Alles Liebe, Sina
Meine Buchempfehlungen zum Thema
- The Gifts of Imperfection*: Das Gedankenrasen fängt erst an, wenn wir uns nicht so akzeptieren, wie wir sind, irgendwie reinpassen und dabei immer die oder der Beste sein wollen. Das bedeutet im gleichen Atemzug: Große Teile von uns selbst, und viele Gedanenk und Gefühle dürfen nicht da sein. Dieses Buch von Brene Brown war bahnbrechend für mich in Sachen (versteckter) Perfektionismus, wie dieser sich eigentlich äußert, was er anrichtet und wie wir ihn Schritt für Schritt den Garaus machen können.
- Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry*: Kein Ratgeber, aber ein wunderschöner Roman über eine Reise mit dem Ziel, jemanden zu retten. Und der Erkenntnis, dass man sich erst selbst retten muss, um anderen wirklich helfen zu können. »Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten. Ich werde Dich retten, Du wirst schon sehen. Ich werde laufen, und Du wirst leben.«
- Flow Achtsamkeit – ein Übungsbuch*: Mit dem Vorgängermodell habe ich gelernt, was es überhaupt bedeutet, Gedanken, Erwartungen und Bewertungen bewusst wahrzunehmen. Und wie dieses Bewusstsein über die eigene innere Welt wirklich alles verändern kann. Seitdem meditiere ich mit der App Headspace. Absolute Empfehlung!
- Die Kuh, die weinte* – Buddhistische Weisheiten über den Weg zum Glück, von Ajahn Brahm. Der Mönch erzählt kurze Geschichten, in denen er moderne, lebensnahe Themen wie Trauer oder Perfektionismus mit uralten Weisheiten und eigenen Erfahrungen verknüpft. Dieses Buch hat mir so einige AHA-Momente beschert und ganz oft kann mir der Gedanke: „Achso, so einfach ist das?“ Ja, so einfach kann es sein. Wunderschön!
Mein Buch über das Land, das mein Leben verändert hat
In meinem ersten Thailand-Urlaub, irgendwo zwischen Karstbergen, Hippie-Stränden und Kokosnüssen, entstand mein Weltreisewunsch. 1,5 Jahre später saß ich wieder in Bangkok. Der Unterschied zu damals: Es gab kein Rückflugticket.
Mehrere Monate habe ich seitdem in meinem Lieblingsland verbracht und nun all meine Herzklopfmomente, Erfahrungen und Insidertipps im „Reisefühler“ verewigt: 105 Gründe, Thailand zu lieben heißt das 324-seitige Werk. Ein Reisebuch für Entdecker und Backpacker. Von einer Thailand-Liebhaberin für alle Thailand-Liebhaber. Und die, die es werden wollen. Zum Taschenbuch auf Amazon*
Gibt es ein Maximum an Herzklopfmomenten, die man mit einem Land verbinden kann? Fangen wir mit 105 an!
*Hinweis zu Affiliate-Links: Wenn du über den mit einem Sternchen gekennzeichneten Link, das von mir empfohlene Produkt kaufst, erhalte ich eine kleine Privision. Du zahlst dafür selbstverständlich nicht mehr und an meiner Meinung ändert das nichts. Ich danke dir für deine Unterstützung.
Guter Artikel- spricht mich sehr an! Probiere ich definitiv aus!
Toll, das freut mich sehr!!
Hallo Sina,
ein schöner Post. Wenn ich auf Reisen bin, dauert es meist bis zu einer Woche, bis ich richtig losgelassen kann und mich nicht mehr nach Hause sehne. Für eine große Weltreise kann ich aus persönlichen Erfahrungen sagen, man sollte sich den Gründen warum man sie macht sicher sein. Wenn sich rausstellt, dass man sie nur macht um seinen Problemen und negativen Gedanken zu entfliehen wird man nicht weit kommen…
Liebe Grüße,
Aram
Hey Aram 🙂 Danke dir!! Ja, da hast du total Recht. Weglaufen ist nie eine Lösung, irgendwann holt einen immer alles ein. Egal wo man sich befindet. Ganz lieber Gruß, Sina